{"id":5043,"date":"2019-01-09T13:00:47","date_gmt":"2019-01-09T12:00:47","guid":{"rendered":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/?p=5043"},"modified":"2019-01-09T13:46:40","modified_gmt":"2019-01-09T12:46:40","slug":"finnischer-nationalspieler-boykottiert-trainingslager-in-katar","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/finnischer-nationalspieler-boykottiert-trainingslager-in-katar\/","title":{"rendered":"Finnischer Nationalspieler boykottiert Trainingslager in Katar"},"content":{"rendered":"

Der finnische Nationalspieler Riku Riski (29) boykottiert ein Trainingslager seiner Mannschaft in Katar. Damit zieht er die Konsequenzen aus den nicht endenden Berichten \u00fcber schwere Menschenrechtsverletzungen in dem Land am Persischen Golf.<\/p>\n

\"Doha,
Doha: Der finnische Fu\u00dfballer Risu Riski boykottiert das Trainingslager in Katar (Quelle:JanManu, licensed under CC BY-SA 4.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Riski: Entscheidung steht fest<\/h2>\n

W\u00e4hrend seine Teamkollegen sich im W\u00fcstenstaat Katar auf die anstehende EM-Qualifikation vorbereiten, bleibt St\u00fcrmer Riku Riski im heimischen Finnland.<\/p>\n

Der Spieler des Rekordclubs HJK Helsinki hat sich entschieden, das Trainingslager nicht zu besuchen, wie der finnische Verband best\u00e4tigte.<\/p>\n

Im Gespr\u00e4ch mit der Zeitung Helsingin Sanomat rei\u00dft Riski die Gr\u00fcnde f\u00fcr sein Fernbleiben an:<\/p>\n

Bei den Gr\u00fcnden f\u00fcr meine Entscheidung ging es um Werte, nach denen ich handeln und die ich hochhalten will. Ich denke, das ist wichtig.<\/p>\n

Ich habe meine Entscheidung getroffen und werde dazu stehen.<\/p><\/blockquote>\n

Ins Detail geht der Fu\u00dfballprofi nicht, klar ist aber, dass das Gastland der kommenden Fu\u00dfallweltmeisterschaft schon lange international f\u00fcr seinen Umgang mit ausl\u00e4ndischen Arbeitskr\u00e4ften in der Kritik steht.<\/p>\n

Sklaverei auf WM-Baustellen?<\/h2>\n

Insbesondere die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der WM-Locations sorgen seit Jahren f\u00fcr starken Protest.<\/p>\n

Es handele sich um \u201eSklaverei im 21. Jahrhundert\u201c bilanzierte der internationale Gewerkschaftsbund (IGB) bereits im Jahr 2013, Amnestie International stellte 2014 \u201eschockierende F\u00e4lle von Zwangsarbeit, Gewalt und Betrug\u201c fest.<\/p>\n

\n

Das Golfemirat Katar ist mit einem bereinigten Bruttoinlandsprodukt von 124.529 Dollar pro Kopf das reichste Land der Erde. Gleichzeitig ist Katar auch Spitzenreiter in Bezug auf Arbeitsmigration:<\/p>\n

Bezogen auf die Gesamtbev\u00f6lkerung sind 88 % der in Katar lebenden Menschen zugewandert. Auf die 230.000 Einheimischen kommen gesch\u00e4tzt 1,6 Millionen Migranten.<\/p>\n

Arbeit gilt in dem Kleinstaat als verp\u00f6nt, weswegen so gut wie alle manuellen T\u00e4tigkeiten von Gastarbeitern ausgef\u00fchrt werden.<\/p>\n

Die meisten von ihnen stammen aus Indien, Pakistan und Nepal, doch auch Arbeiter aus Ost- und Nordafrika verdingen sich in dem Emirat.<\/p>\n<\/div>\n

Auch ein Bericht der Organisation Human Rights Watch im Jahr 2017 formulierte scharfe Kritik<\/a>\u00a0an den Arbeitsbedingungen der ca. 800.000 Bauarbeiter im reichsten Land der Welt. Besonderes Augenmerk legte der Report auf \u201eHitzerisiken und vermeidbare Todesf\u00e4lle\u201c.<\/p>\n

Belastbare aktuelle Zahlen zu Todesf\u00e4llen liegen derzeit nicht vor, allein in den Jahren 2012 und 2013 sind nach Informationen der indischen Botschaft aber \u00fcber 450 indische Arbeiter auf den WM-Baustellen Katars ums Leben gekommen.<\/p>\n

Human Rights Watch sch\u00e4tzt, dass bis zum Beginn des Turniers 2022 rund 4000 Menschen ihr Leben auf den Baustellen der WM gelassen haben werden.<\/p>\n

Hinzukommen der mangelnde Schutz der Arbeiter vor Willk\u00fcr und Ausbeutung. Zwar schaffte Katar das \u201eKafala\u201c-System, das die Migranten systematisch entrechtete, im Sommer 2018 offiziell ab, doch noch immer herrscht eine hohe Abh\u00e4ngigkeit.<\/p>\n

\n

Kafala ist ein, insbesondere im Arbeitsrecht der arabischen Golfstaaten verbreitetes B\u00fcrgschaftssystem, nach dem jeder ausl\u00e4ndische Arbeitnehmer einen einheimischen B\u00fcrgen braucht.<\/p>\n

In der Regel ist dieser B\u00fcrge der Arbeitgeber, der durch Einzug des Passes seines Angestellten f\u00fcr die Dauer des Arbeitsvertrages \u00fcber alle Belange des Gastarbeiters bestimmen kann.<\/p>\n<\/div>\n

Trainingslager schon fr\u00fch in der Kritik<\/h2>\n
\"Riku
Fu\u00dfballer Riski: Ethische Gr\u00fcnde f\u00fcr Boykott (Quelle:Peltimikko, licensed under CC BY-SA 4.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Als im November 2018 bekanntwurde, dass die finnische Nationalmannschaft ihr Trainingslager in dem Golfemirat abhalten w\u00fcrde, regte sich in der heimischen Bev\u00f6lkerung teils heftiger Protest.<\/p>\n

Teamkapit\u00e4n Tim Sparv reagierte damals diplomatisch: Es sei gut, auf die Probleme aufmerksam zu machen und sicher m\u00fcsse sich in Katar in Sachen Menschenrechte einiges verbessern, lie\u00df er wissen, auch wenn ihm keine Details hierzu bekannt seien. \u00a0Man m\u00fcsse sich durchaus fragen, wie man in Zukunft mit der Thematik umgehen wolle.<\/p>\n

Diese Frage hat Riku Riski nun beantwortet und damit einen Meilenstein gesetzt, denn trotz von verschiedenen Seiten formulierter massiver Kritik halten sich Spieler und Verantwortliche der internationalen Teams in Bezug auf den Umgang mit Katar bedeckt.<\/p>\n

Bayern M\u00fcnchen: Business as usual<\/h2>\n

Dass eine Reaktion auf die Arbeitsbedingungen des Migranten in Katar nicht jedermanns Sache ist, zeigt derzeit auch der 1. FC Bayern M\u00fcnchen<\/a>, der sich ebenfalls in der letzten Woche zum Trainieren in der Hauptstadt Doha eingefunden hat.<\/p>\n

Auf die Kritik angesprochen, verteidigte Bayern-Vorstand Rumenigge die Wahl des Standortes:<\/p>\n

Der FC Bayern ist eines von vielen deutschen Mittelstandsunternehmen, die mit einem Partner aus Doha kooperieren. Wie andere Fu\u00dfballvereine und Sportfachverb\u00e4nde auch beteiligen wir uns dabei an einem Dialog in der Golfregion.<\/p>\n

Wir stehen mit unseren Partnern in Katar in regelm\u00e4\u00dfigem Austausch \u00fcber Entwicklungen in unseren Gesellschaften, der das Thema der Menschenrechte und die Rechte von Arbeitern beziehungsweise Arbeitnehmern einschlie\u00dft.<\/p><\/blockquote>\n

Inwieweit er das Thema \u201eMenschenrechte in Katar\u201c als problematisch betrachtet, lie\u00df Rumenigge mit seinem Statement ebenso offen wie die Haltung des FC Bayern zum Verh\u00e4ltnis von wirtschaftlichen Erw\u00e4gungen und Menschenrechten.<\/p>\n

Zumindest bewahrte sich der Funktion\u00e4r mit seiner Aussage aber vor einem Sturm der Entr\u00fcstung wie der, die Franz Beckenbauer im Jahr 2013 traf, als er sich zum Thema Katar ge\u00e4u\u00dfert hatte.<\/p>\n

\"Franz
Beckenbauer: “Keine Sklaven gesehen” (Quelle:\u0415\u043b\u0435\u043d\u0430 \u0420\u044b\u0431\u0430\u043a\u043e\u0432\u0430, licensed under CC BY-SA 3.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Nachdem Amnesty International in einem Bericht auf die mehr als bedenkliche Menschenrechtssituation in Katar hingewiesen hatte, positionierte sich der \u201eKaiser\u201c vor laufenden Kameras:<\/p>\n

Er habe sich ein eigenes Bild \u201evom arabischen Raum\u201c gemacht und keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Schlie\u00dflich seien sie alle frei rumgelaufen.<\/p>\n

Ob sich bis zur WM 2022 weitere Akteure des internationalen Fu\u00dfballs ein Beispiel an der Entscheidung des Finnen Riski nehmen werden, wird sich zeigen. In jedem Fall hat er ein Zeichen im sonst so gern unpolitischen Profifu\u00dfball gesetzt.<\/p>\n

Konsequenzen muss der Fu\u00dfballer \u00fcbrigens nicht f\u00fcrchten, wie Trainer Markku Kanerva klarstellte: Er respektiere die Haltung seines Spielers. In Katar werde Riski zwar vermisst werden, aber keinesfalls aus der Mannschaft ausgeschlossen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Der finnische Nationalspieler Riku Riski (29) boykottiert ein Trainingslager seiner Mannschaft in Katar. Damit zieht er die Konsequenzen aus den nicht endenden Berichten \u00fcber schwere Menschenrechtsverletzungen in dem Land am Persischen Golf. Riski: Entscheidung steht fest W\u00e4hrend seine Teamkollegen sich im W\u00fcstenstaat Katar auf die anstehende EM-Qualifikation vorbereiten, bleibt St\u00fcrmer Riku Riski im heimischen Finnland. […]<\/p>\n","protected":false},"author":36,"featured_media":5040,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"footnotes":""},"categories":[1074],"tags":[],"acf":[],"yoast_head":"\nFinnischer Fu\u00dfballer boykottiert Trainingslager in Katar<\/title>\n<meta name=\"description\" content=\"Der Profifu\u00dfballer Riku Riski boykottiert das Traininglager der finnischen Nationalmannschaft in Katar. 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