{"id":3158,"date":"2018-10-17T14:08:12","date_gmt":"2018-10-17T12:08:12","guid":{"rendered":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/?p=3158"},"modified":"2022-01-13T13:37:20","modified_gmt":"2022-01-13T12:37:20","slug":"champions-league-rechte-kartellamt-ermittelt-gegen-sky-und-dazn","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/champions-league-rechte-kartellamt-ermittelt-gegen-sky-und-dazn\/","title":{"rendered":"Champions League-Rechte: Bundeskartellamt ermittelt gegen Bezahlsender Sky und Streamingdienst DAZN"},"content":{"rendered":"

Die Champions League gibt es f\u00fcr Zuschauer in Deutschland\u00a0seit dieser Spielzeit<\/a> nur noch als kostenpflichtiges Angebot: 2017 gewann der Pay-TV- Sender Sky die Ausschreibung der UEFA f\u00fcr die Champions League-\u00dcbertragungsrechte im deutschen und \u00f6sterreichischen Fernsehen. 104 der bis Ende der Saison 2010\/21 anstehenden Turnierspiele hat Sky an das Streaming Portal DAZN abgegeben. Das deutsche Kartellamt pr\u00fcft nun den Verdacht unzul\u00e4ssiger Absprachen.<\/p>\n

\"H\u00e4ndesch\u00fctteln
Illegale Absprachen bei der Vergabe der Champions League-\u00dcbertragungsrechte? Das Bundeskartellamt nimmt Sky und DAZN ins Visier (Quelle:pixabay.com\/Capri23auto licensed under CC0)<\/figcaption><\/figure>\n

Die UEFA Champions League ist das lukrativste und wichtigste Vereinsturnier des europ\u00e4ischen Fu\u00dfballs. Wer die Spiele aber verfolgen m\u00f6chte, muss seit dieser Saison in die Tasche greifen: Abgesehen von einem m\u00f6glichen Endspiel mit deutscher Beteiligung, finden die Partien f\u00fcr deutsche und \u00f6sterreichische Fans nur noch hinter einer Pay Wall versteckt statt. In den Jahren zuvor hatte das ZDF einen Zuschlag erhalten und zumindest ein Live-Spiel mit deutscher Beteiligung pro Spieltag frei verf\u00fcgbar gemacht.<\/p>\n

Champions League: Nur noch mit zwei Abos<\/h2>\n

Das Problem: Dem Turnier beizuwohnen, kostet. Und das richtig: Wer alle Spiele sehen m\u00f6chte, ben\u00f6tigt ein Abonnement des Pay-TV- Senders Sky. Gleiches gilt f\u00fcr die, die nur einzelne Partien verfolgen m\u00f6chten, denn Einzelabrufe sind bei Sky nicht mehr m\u00f6glich. Zus\u00e4tzlich wird ein Abo beim Internet-Streamingdienst DAZN n\u00f6tig, der den Gro\u00dfteil des Rechtepakets von Sky \u00fcbernommen hat.<\/p>\n

Sky legt seinen Fokus bei der Ausstrahlung auf die Partien mit deutscher Beteiligung. Der Sender \u00fcbertr\u00e4gt 34 Spiele sowie 40 Konferenzen. Der hauseigene Sportnachrichtenkanal Sky Sport News HD wird sich zwar jeweils dienstags und mittwochs dem Thema Champions League widmen und weitere Spielaufzeichnungen ausstrahlen, live sind diese Partien aber ausschlie\u00dflich mit einem internetf\u00e4higen Endger\u00e4t \u00fcber DAZN zu sehen.<\/p>\n

\n

Der kostenpflichtige Streamingdienst DAZN wird seit 2016 von der britischen Perform Group betrieben. Derzeit bietet die Plattform Kunden in Deutschland, \u00d6sterreich, der Schweiz, Japan, Kanada, Italien und Gro\u00dfbritannien Zugang zu Sport\u00fcbertragungen.<\/p>\n

DAZN wird als englisches \u201eDa Zone\u201c ausgesprochen und bezieht sich auf den umgangssprachlichen Ausdruck f\u00fcr den Zustand h\u00f6chster Konzentration im Spiel, welcher ungef\u00e4hr der deutschen Umschreibung \u201eTunnelblick\u201c entspricht.<\/p>\n

DAZN wird auch als das \u201eNetflix\u201c der Sportwelt bezeichnet, wobei CEO James Rushton betont, das Unternehmen habe durch seine Fokussierung auf Live\u00fcbertragungen einen deutlich komplexeren Ansatz als die Film- und Serienplattform, die sich auf Archivinhalte spezialisiert habe.<\/p>\n

Eigent\u00fcmer der Perform Group und somit von DAZN ist der US-amerikanische Milliard\u00e4r Sir Leonard Blavatnik. Er belegt derzeit Platz 48 der Liste der reichsten Menschen der Welt und wurde aufgrund seiner philanthropischen T\u00e4tigkeiten 2017 zum Ritter geschlagen.<\/p>\n<\/div>\n

Unzul\u00e4ssige Absprachen im Bieterverfahren?<\/h2>\n

Die Frage stellt sich, inwieweit Sky und DAZN bereits vor Erhalt des Zuschlags der UEFA im Juli Absprachen zur Zusammenarbeit getroffen haben. Bereits damals waren Stimmen laut geworden, dass Sky und DAZN in der Ausschreibung eine Bietergemeinschaft gebildet haben sollen. Nach den Ausschreibungsmodalit\u00e4ten ist dies zul\u00e4ssig, rief aber schon damals die deutsche Monopolkommission auf den Plan.<\/p>\n

Privatisierung und Kommerzialisierung schreitet voran<\/h2>\n
\"Champions
Champions League-Er\u00f6ffnung: K\u00fcnftig nur noch nach Bezahlung (Quelle:wikimedia\/Markos90 licensed uder CC BY-SA 4.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Allgemein steht die Vergabepolitik der UEFA und das Gebaren der Sender bzw. m\u00f6glichen Rechteinhaber schon l\u00e4nger in der Kritik. Der Vorwurf: Anstatt den Fu\u00dfball f\u00fcr die Allgemeinheit zug\u00e4nglich zu machen und als europ\u00e4isches Kulturgut zu unterst\u00fctzen und f\u00f6rdern, setzen die Verantwortlichen allem Anschein nach auf Privatisierung und Gewinnmaximierung. Die Abkehr vom Free-TV und die diesj\u00e4hrige Einf\u00fchrung von zwei Spielzeiten (18.55 Uhr und 21 Uhr) statt wie bisher einer, sind f\u00fcr viele Fans und Experten nur weitere Symptome eines Trends, der sich im gesamten Fu\u00dfball zeigt.<\/p>\n

Der Vorteil f\u00fcr den Zuschauer: Nicht erkennbar. Trotz eines deutlich eingeschr\u00e4nkten Champions League-Angebots kostet der Sky-Zugang nicht weniger als zuvor, hinzukommen derzeit knapp zehn Euro f\u00fcr ein DAZN-Abo und die Notwendigkeit, ein internetf\u00e4higes Endger\u00e4t nutzen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Deutsche Monopolkommission r\u00e4t zu \u201eBegleitung der Vermarktung\u201c<\/h2>\n

Bereits im Juli kritisierte die deutsche Monopolkommission<\/a> die Zentralvermarktung der \u00dcbertragungsrechte f\u00fcr die UEFA Champions League als \u201eaus wettbewerblicher Sicht \u2013 auch im Vergleich mit der fr\u00fcheren Vermarktung von Fu\u00dfballwettbewerben \u2013 kritisch\u201c und empfahl dem Bundeskartellamt, \u201edie Vermarktung der Champions League in Zukunft kartellbeh\u00f6rdlich zu begleiten und insbesondere darauf hinzuwirken, dass die Vermarktungsmodelle ausreichend wettbewerbliche Elemente aufweisen und eine Beteiligung der Verbraucher sichergestellt ist\u201c. Dieser Empfehlung folgt die Beh\u00f6rde nun, wenn auch nachtr\u00e4glich.<\/p>\n

Die Rechte der UEFA werden im Ausland vermarktet, im Falle der Champions League von der UEFA Agentur \u201eTeam Marketing\u201c in Luzern in der Schweiz. Dennoch ist eine Zust\u00e4ndigkeit der deutschen Kontrollbeh\u00f6rden gegeben, da das Ergebnis eine Relevanz f\u00fcr Deutschland besitzt.<\/p>\n

Ermittlungen: Auch Wettbewerber werden befragt<\/h2>\n

In den nun anstehenden Ermittlungen will das Kartellamt neben Sky und DAZN auch in der vergangenen Ausschreibung unterlegene Mitbewerber, wie das ZDF, die Deutsche Telekom und Eurosport zum Ablauf der Vergabe befragen. Das Ziel der Ermittlungen ist es, herauszufinden, ob andere Bieter durch m\u00f6gliche heimliche Absprachen benachteiligt wurden.<\/p>\n

Zudem m\u00fcsse laut Kartellamtspr\u00e4sidenten Andreas Mundt auch gepr\u00fcft werden, inwieweit die von Sky und der hinter DAZN stehenden Perform Group getroffenen Vereinbarungen im Sinne des Wettbewerbsrechts relevant sind, zumal Sky als f\u00fchrender Pay-TV-Anbieter in Deutschland m\u00f6glicherweise besonderen kartellrechtlichen Beschr\u00e4nkungen unterliege:<\/p>\n

Die Vereinbarung zwischen Sky Deutschland und Perform k\u00f6nnte zu einer weiteren Absicherung der Marktposition von Sky beitragen. Dar\u00fcber hinaus sind bestimmte Spiele auch deutscher Vereine jetzt nur noch \u00fcber den Verbreitungsweg Internet zu sehen. Im frei empfangbaren Fernsehen sind gar keine Spiele der Champions League mehr zu sehen. Auch insofern kommt eine durch die Kooperation bezweckte oder bewirkte Wettbewerbsbeschr\u00e4nkung in Betracht.<\/p><\/blockquote>\n

Sky selbst gibt sich bez\u00fcglich der Ermittlungen der Kartellrechtler schmallippig: Man sei von den Untersuchungen \u00fcberrascht worden und werde \u201eselbstverst\u00e4ndlich vollumf\u00e4nglich mit der Beh\u00f6rde kooperieren\u201c, lie\u00df das Unternehmen durch einen Sprecher wissen.<\/p>\n

Neues Ausschreibungsverfahren nicht ausgeschlossen<\/h2>\n

Sollten sich die Vorw\u00fcrfe best\u00e4tigen, k\u00f6nnte das von den Deutschen er\u00f6ffnete Verwaltungsverfahren im schlimmsten Fall f\u00fcr die UEFA und die Rechteinhaber dazu f\u00fchren, dass eine neue Ausschreibung durchgef\u00fchrt werden m\u00fcsste. Wahrscheinlicher w\u00e4re aber eine Anpassung der Vorg\u00e4nge bei Vergabe und Ausgestaltung der Ausstrahlungsrechte.<\/p>\n

Mit einer Geldstrafe muss, falls es beim Bieterverfahren zu unzul\u00e4ssigen Absprachen gekommen ist, allerdings niemand rechnen. Dies w\u00e4re lediglich in einem Bu\u00dfgeldverfahren m\u00f6glich.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Champions League gibt es f\u00fcr Zuschauer in Deutschland\u00a0seit dieser Spielzeit nur noch als kostenpflichtiges Angebot: 2017 gewann der Pay-TV- Sender Sky die Ausschreibung der UEFA f\u00fcr die Champions League-\u00dcbertragungsrechte im deutschen und \u00f6sterreichischen Fernsehen. 104 der bis Ende der Saison 2010\/21 anstehenden Turnierspiele hat Sky an das Streaming Portal DAZN abgegeben. Das deutsche Kartellamt […]<\/p>\n","protected":false},"author":34,"featured_media":3145,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"footnotes":""},"categories":[60],"tags":[],"acf":[],"yoast_head":"\nChampions League-\u00dcbertragung: Kartellamt ermittelt gegen Sky<\/title>\n<meta name=\"description\" content=\"Die Champions League gibt es f\u00fcr Deutsche seit dieser Spielzeit nur noch als kostenpflichtiges Angebot \u00fcber Sky und DAZN. 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