{"id":28945,"date":"2021-04-13T14:51:51","date_gmt":"2021-04-13T12:51:51","guid":{"rendered":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/?p=28945"},"modified":"2021-04-13T14:52:24","modified_gmt":"2021-04-13T12:52:24","slug":"pharmakonzern-muss-nicht-fuer-gluecksspiel-verluste-aufkommen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/pharmakonzern-muss-nicht-fuer-gluecksspiel-verluste-aufkommen\/","title":{"rendered":"Nebenwirkung Gl\u00fccksspiel: Pharmakonzern muss nicht f\u00fcr Millionen­verluste von Verstorbenem aufkommen"},"content":{"rendered":"

Der Supreme Court der kanadischen Provinz British Columbia hat eine Klage gegen die Hersteller des Psychose-Medikaments Abilify abgewiesen. Geklagt hatten die Hinterbliebenen des 2018 verstorbenen Unternehmers Sameh \u201eSam\u201c Magid (\u202052). Sie werfen den Pharmakonzernen vor, nicht ausreichend auf m\u00f6gliche Nebenwirkungen der Arznei wie exzessives Gl\u00fccksspiel hingewiesen zu haben. Magid hatte w\u00e4hrend der Zeit der Einnahme rund 9 Mio. US-Dollar (rund 7,6 Mio. Euro) in Casinos in Las Vegas verspielt.<\/p>\n

\"Medikamente
Die Einnahme mancher Medikamente kann zu exzessivem Gl\u00fccksspiel f\u00fchren. (Symbolbild, Quelle:unsplash.com\/Anshu A)<\/figcaption><\/figure>\n

Gl\u00fccksspielsucht und Hypersexualit\u00e4t<\/h2>\n

Die Familie von Sam Magid hatte rund 9 Mio. USD von dem japanischen Abilify-Hersteller Otsuka Pharmaceutical Co. und dessen nordamerikanischer Vertriebsgesellschaft Bristol-Myers Squibb Co. gefordert. Den Anw\u00e4lten zufolge sollen die Pharmaunternehmen f\u00fcr massive Spielverluste des Verstorbenen in Las Vegas verantwortlich sein.<\/p>\n

So habe Majid Abilify von 2010 bis zu seinem Tod im Jahr 2018 eingenommen. Schnell h\u00e4tten sich als Nebenwirkung eklatante Wesensver\u00e4nderungen und der Verlust der Impulskontrolle eingestellt. Neben zwanghaftem Geldausgeben und Hypersexualit\u00e4t habe der Million\u00e4r begonnen, exzessiv zu spielen.<\/p>\n

\n

Es ist bekannt, dass sich bei bestimmten Medikamenten exzessives Verhalten und mangelnde Impulskontrolle als Nebenwirkung zeigen k\u00f6nnen. \u00c4rzte und Betroffene berichten<\/a> beispielsweise von starkem sexuellem Verlangen, abweichendem Sexualverhalten, unangemessenem Verhalten sowie dem Drang nach finanziellem Risiko, wie beispielsweise beim Gl\u00fccksspiel. Grund f\u00fcr die Wesensver\u00e4nderungen, die unter anderem von dem Wirkstoff Pramipexol hervorgerufen werden k\u00f6nnen, sind Ver\u00e4nderungen der Dopaminproduktion im Gehirn.<\/p>\n<\/div>\n

Allein im Mai 2012 h\u00e4tten sich die Verluste Majids im Caesars Palace Casino in Las Vegas auf 583.750 USD summiert. In den Jahren 2014 und 2015 habe er rund 8,4 Mio. USD im Mandalay Bay Casino verspielt. Der Schaden, der durch das exzessive Gl\u00fccksspiel entstanden sei, habe sich nicht allein auf die finanziellen Verluste beschr\u00e4nkt, so der Vorwurf. Vielmehr habe er aufgrund seines au\u00dfer Kontrolle geratenen Spielverhaltens auch mit mentalen und k\u00f6rperlichen Problemen sowie einem massiven \u00f6ffentlichen Ansehensverlust zu k\u00e4mpfen gehabt.<\/p>\n

Prozess in den USA?<\/h2>\n

Abgesehen von den schwerwiegenden Folgen der Medikamenteneinnahme hatten die Hinterbliebenen dem Hersteller vorgeworfen, auf dem amerikanischen Markt nicht ausreichend \u00fcber die bekannten Risiken aufgekl\u00e4rt zu haben. Und das, obwohl das Unternehmen in Europa bereits seit 2012 vor Abilify-Nebenwirkungen, wie Majid sie erlebt habe, warne.<\/p>\n

In seiner Entscheidung, die Klage abzuweisen, war der Supreme Court der Argumentation der Beklagten gefolgt<\/a> [Seite auf Englisch]. Diese hatten geltend gemacht, dass Sameh Majid w\u00e4hrend der Zeit, w\u00e4hrend der ihm Abilify verschrieben worden war, keinen st\u00e4ndigen Wohnsitz in British Columbia gehabt habe. Vielmehr sei er in fraglichen Zeitraum im US-Bundesstaat Kalifornien ans\u00e4ssig gewesen.<\/p>\n

So sah es auch der zust\u00e4ndige Richter und erkl\u00e4rte:<\/p>\n

Meiner Ansicht nach sind die mir vorliegenden Beweise erdr\u00fcckend, dass Sameh in British Columbia niemals Abilify verschrieben wurde (\u2026). Es ist nicht im Interesse (\u2026) des Rechtssystems, dass diese Angelegenheit in British Columbia verhandelt wird. Es w\u00e4re viel effizienter, wenn die Gerichte in Kalifornien die Fragen kl\u00e4ren w\u00fcrden.<\/p><\/blockquote>\n

Weder die Kl\u00e4ger noch die Pharmakonzerne haben sich bislang \u00f6ffentlich zum Abschluss des Verfahrens in British Columbia ge\u00e4u\u00dfert. Ob die Familie den Rechtsweg in den USA beschreiten wird, bleibt somit vorerst unklar.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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