Streit um Online Sportwetten in Kenia: Buchmacher geht in die Offensive

Posted on: 16/07/2019, 01:37h. 

Last updated on: 16/07/2019, 01:37h.

Seit vergangenem Samstag sind Online Buchmacher in Kenia von mobilen Zahlungsvorg?ngen ausgeschlossen. Nun wehrt sich der gr??te Sportwettenanbieter Kenias, SportPesa, mit einer ganzseitigen Anzeige in lokalen Medien gegen den Schritt der Regierung, und bezichtigt sie indirekt der Lüge.

Fu?ball liegt auf Handy
Das Ringen zwischen Online Sportwetten Betreibern und kenianischer Regierung geht in die n?chste Runde (Quelle:maxpixel.net)

600 Arbeitspl?tze in Gefahr

 

Der Konflikt um die Glücksspielindustrie Kenias spitzt sich weiter zu. W?hrend die Regierung des westafrikanischen Landes konsequent gegen Anbieter von Online Sportwetten in Aktion tritt, geht Marktführer SportPesa in die Offensive.

Mit ganzseitigen Ver?ffentlichungen in kenianischen Zeitungen widerspricht der Konzern der Argumentation der Regierung. Zudem warnt der Buchmacher vor Massenentlassungen.

In der vergangenen Woche entschied die kenianische Regierung, alle 27 aktiven Online Buchmacher von Transaktionen via Safaricom auszuschlie?en. Der landesweit gr??te Telekommunikationsdienstleister stellt unter anderem L?sungen für den Online Zahlungsverkehr zur Verfügung.

Binnen 48 Stunden mussten die Kunden der kenianischen Online Buchmacher ihre Konten r?umen. Seit Ablauf der Frist erscheint beim Versuch, Transaktionen über die Wettaccounts durchzuführen eine Meldung von Safaricom, die darauf hinweist, dass der Vorgang aufgrund einer staatlichen Direktive derzeit nicht m?glich sei.

Sollte die Verweigerungshaltung der Verantwortlichen andauern, z?ge dies den umgehenden Verlust von 600 Arbeitspl?tzen nach sich, so eine anonyme SportPesa-Quelle gegenüber kenianischen Medien.

Betroffen seien voraussichtlich 400 Callcenter-Angestellte sowie 100 Techniker. Zudem seien auch rund 60 Marketing- und 40 Führungsstellen in Gefahr.

 

Online Sportwetten in Kenia bis auf Weiteres illegal

 

Der Shutdown der Transaktionen über Safaricom ist die Konsequenz einer Entscheidung der Regierung von Anfang Juli. Zu diesem Zeitpunkt waren diverse der bis dato 27 aktiven Betriebslizenzen für Online Wettanbieter ausgelaufen. Die übrigen wurden bis auf Weiteres au?er Kraft gesetzt.

Hintergrund für die radikalen Ma?nahmen sind laut Regierung die mangelhafte Umsetzung der Lizenzbedingungen und Steuerrückst?nde in Milliardenh?he. Noch am Samstag betonte Kenias Pr?sident Uhuru Kenyatta, dass es keine Rücknahme der verh?ngten Sanktionen g?be, bis die Buchmacher ihre Schulden beglichen h?tten:

 

Die Firmen sollten aufh?ren, damit zu drohen, vor Gericht zu ziehen. Die Regierung muss ihren Anteil erhalten, um Vorhaben zu finanzieren, die für dieses Land von Vorteil sind. Einige Firmen haben Steuergelder gehortet, aber wir haben es geschafft, sie zur Zahlung zu bewegen und werden dies auch weiterhin tun.

 

Diesen Vorwurf will Marktführer SportPesa nicht auf sich sitzen lassen und wendet sich an die ?ffentlichkeit. Der Buchmacher ver?ffentlichte in diversen Zeitungen eine Erkl?rung. Seine Angaben widersprechen denen der Regierung deutlich.

 

Wieviel Steuergelder flossen wirklich?

 

Laut Regierung generierten die lizensierten kenianischen Wettanbieter im Jahr 2018 Einnahmen von insgesamt 202 Milliarden KSH (umgerechnet rund 1,74 Milliarden EUR). Hiervon seien lediglich 4 Milliarden KSH (rund 34,5 Millionen EUR) als Steuern beim Staat eingegangen.

In seiner Anzeige widerspricht SportPesa und betont, im entsprechenden Zeitraum aus den Einnahmen in H?he von 20 Milliarden KSH einen Bruttoertrag von 9 Milliarden KSH erwirtschaftet zu haben. Hiervon habe man 6,4 Milliarden KSH Steuern abgeführt.

Damit erg?be sich allein mit den von SportPesa abgeführten Geldern eine Differenz von 2,4 Milliarden KSH (über 21 Millionen EUR) zu den Berechnungen der Regierung. Die Steuerzahlungen der weiteren 26 Sportwettenanbieter Kenias wurden nicht miteinbezogen.

Zudem verweist SportPesa in seiner Anzeige auf eine Vielzahl von get?tigten Investitionen. Der Buchmacher sei unter anderem ma?geblich für das Sponsoring der kenianischen Premier League verantwortlich und engagiere sich in der Wohlt?tigkeitsarbeit.

 

Amtsmissbrauch durch Innenminister?

 

W?hrend SportPesa im Ringen um den Fortbestand des kenianischen Sportwettenmarktes auf eine ?ffentliche Charmeoffensive zu setzen scheint, zeigt sich die Regierung unbeeindruckt. So wies Innenminister Fred Matiang’i die Polizeibeh?rden an, verst?rkt gegen unlizenzierte Wettangebote vorzugehen und deren Betreiber festzunehmen.

Dies wiederum rief Kritiker auf den Plan, die der Regierung vorwerfen, nur bestimmte Buchmacher ins Visier zu nehmen. So erkl?rte der Parlamentsabgeordnete Paul Ongili, der Minister überschreite seine Kompetenzen und betreibe Amtsmissbrauch.

Es sei offensichtlich, dass Matiang’i versuche, Big Player wie SportPesa und Betin aus dem Markt zu dr?ngen, um jungen Konzernen, von denen er sich pers?nlich Profit verspreche, Vorteile zu verschaffen.

Ob eine Einigung zwischen Online Buchmachern und kenianischer Regierung zeitnah gelingen kann, ist in Anbetracht der verh?rteten Fronten fraglich. Sicher scheint hingegen, dass die unterschiedlichen Agenden der diversen Akteure auch weiterhin für Spannungen sorgen dürften.