Spielhalle angezündet? Angestellte wegen neunfachen Mordversuchs vor Gericht
Posted on: 28/01/2021, 04:27h.
Last updated on: 28/01/2021, 04:27h.
Seit heute muss sich eine ehemalige Spielhallenangestellte unter anderem wegen neunfachen Mordversuchs vor dem Landgericht Ulm verantworten. Die 42-J?hrige soll ihren Arbeitsplatz im baden-württembergischen Ehingen in Brand gesteckt haben, um vorangegangene Diebst?hle zu vertuschen. Dabei, so die Staatsanwaltschaft, habe sie billigend den Tod der Bewohner des angezündeten Hauses in Kauf genommen.
Brandstiftung in Spielhalle
Als die hinzugerufene Polizei am 29. September 2020 gegen 4 Uhr morgens in der Ehinger Adolffstrasse eintraf, hatte sich die Gefahr schon so gut wie von selbst erledigt. Medienangaben zufolge seien die Beamten in einer Spielhalle auf einen angekokelten Teppich gesto?en. Das Feuer sei jedoch bereits erloschen gewesen. Gr??ere Sch?den seien nicht entstanden und auch die neun Bewohner der über der Spielhalle liegenden Wohnungen seien unverletzt geblieben.
Sp?tere Untersuchungen hatten ergeben, dass der Teppich offenbar vors?tzlich angezündet worden war. Allerdings sei der hierfür genutzte Brandbeschleuniger lediglich abgebrannt und erloschen, ohne das Feuer um sich greifen zu lassen.
Ein versuchter Mord wird in Deutschland geahndet wie ein vollendeter. Auch die billigende Inkaufnahme des Todes anderer Menschen kann als Mord(versuch) gewertet werden, wenn ein oder mehrere Mordmerkmale nachgewiesen werden. Zu diesen geh?ren unter anderem Habgier und das Verdecken einer Straftat.
Rund eine Woche sp?ter hatte die Polizei die nun Angeklagte festgenommen. Die damals 41-j?hrige Frau, so der Verdacht, habe den Brand aus Angst vor einer bevorstehenden Kassenprüfung gelegt. Bei dieser, so ihre Sorge, h?tte herauskommen k?nnen, dass sie zuvor wiederholt in die Kasse der Spielhalle gegriffen hatte. Mit dem Feuer habe sie alle vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen vernichten wollen. Insgesamt geht die Anklage von Unterschlagungen in H?he von insgesamt rund 1.600 Euro aus.
Beweisvideo von Tatort?
Dazu, dass die Frau in den Fokus der Ermittler rückte, k?nnten auch Aufnahmen von Sicherheitskameras beigetragen haben. Diese hatten im Tatzeitraum aufgezeichnet, wie eine offenbar weibliche Person in der Spielhalle mit einem Kanister hantiert hatte. Nachdem sie den Inhalt, der sp?ter als entflammbares Bioethanol identifiziert wurde, auf dem Boden verteilt hatte, zündete sie ihn an. Dann hatte sie den Tatort verlassen.
Medienangaben zufolge habe der zust?ndige Richter den Aufnahmen die Beweiskraft jedoch abgesprochen. So sei bereits durch die Polizei festgestellt worden, dass die Qualit?t der Aufnahmen zu schlecht sei, um jemanden anhand ihrer zweifelsfrei zu identifizieren.
W?hrend seine Mandantin zu den Vorwürfen schwieg, kritisierte der Verteidiger die Arbeit der Ermittlungsbeh?rden. Diese h?tten einseitig ermittelt und seines Erachtens entlastende Handydaten-Auswertungen nicht ausreichend gewürdigt. Auch für den angeklagten Diebstahl sehe er keine belastbaren Nachweise, weswegen er auf einen Freispruch hinarbeiten werde.
Bei Verurteilung droht der Frau eine lebenslange Freiheitsstrafe. Das Urteil wird für M?rz erwartet.
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