Selbsthilfegruppe für Spielsucht kritisiert neues Merkur Casino in Halle

Posted on: 08/03/2018, 11:44h. 

Last updated on: 08/03/2018, 02:54h.

In Halle an der Saale soll eine neue Merkur Spielbank entstehen. Das Haus soll bereits diesen August er?ffnen und ein reines Automatencasino werden. Die Hallenser ?Selbsthilfegruppe Glücksspielsucht“ kritisiert nun die Pl?ne der Gauselmann-Gruppe und wirft dem Unternehmen vor, mit Tricks zu arbeiten, um Spieler zum Weiterspielen zu animieren. über einen Sprecher weist Merkur diese Vorwürfe vehement von sich und stellt klar, dass das Thema Spielsucht Pr?vention oberste Priorit?t habe.

Spielautomat in einer Spielbank
In Halle entsteht eine neue Merkur Spielbank mit zahlreichen Automaten. (Bild: bz-berlin.de)

Merkur massiv unter Beschuss

Vor allem die Tatsache, dass es in der neuen Merkur Spielbank nur Automatenspiele geben soll, ist der Selbsthilfegruppe Glücksspielsucht ein Dorn im Auge. Die Mitglieder zeigen sich besonders besorgt angesichts des Umstands, dass elektronische Ger?te viele Spielrunden in kurzer Zeit erlauben. Auch die geplanten hohen Einsatzm?glichkeiten seien eine Gefahr für Problemspieler.

Stefan B?rner, Vorsitzender der Gruppe, greift die Gauselmann-Gruppe für ihre Pl?ne heftig an und wirft dem Konzern unter anderem vor, Spieler mit unlauteren Methoden zum Verbleib in der Spielbank zu animieren und mehr Geld in die Automaten zu stecken. Als ehemaliger Spielsüchtiger, der selbst viel Geld an den Ger?ten verloren hat, kritisiert Stefan B?rner das Vorhaben, mit einer Automaten-Spielbank die strengeren Vorgaben für Spielhallen zu umgehen, in denen beispielsweise niedrigere Maximaleins?tze gelten.

Au?erdem habe Halle bereits genügend Spielst?tten. Eine weitere k?nne zur Entwicklung eines ?problematischen Ortes“ innerhalb der Stadt führen.

Kritik an Freigetr?nken und Raucherbereich

Neben Einsatzm?glichkeiten und Ger?teauswahl, seien laut Stefan B?rner auch die Ausstattung und das Bezahlsystem der geplanten neuen Merkur Spielbank ein Problem. Nach Ansicht der Selbsthilfegruppe seien Glücksspielunternehmer bemüht, Kunden so lange wie m?glich an den Automaten zu halten. Dazu lockten Casino beispielsweise mit Freigetr?nken oder einem eigenen Raucherbereich. Dieser erm?gliche es den Spielern, zum Rauchen nicht mehr das Geb?ude verlassen zu müssen. Die Selbsthilfegruppe sieht hier allerdings die Gefahr, dass der Spielbereich zum Rundumangebot werde, sodass ein Verlassen noch schwieriger werde.

Auch die neue Merkur Spielbank soll einen Raucherbereich haben. Eine Bar ist ebenfalls Teil des Konzepts, wobei von Freigetr?nken bisher nicht die Rede war.

Ticketsystem angeblich eine Gefahr für Spielsüchtige

Ein weiterer Kritikpunkt der Selbsthilfegruppe Glücksspielsucht ist das geplante Ticketsystem der Spielbank. So bekommen Spieler bei einem Gewinn diesen nicht direkt ausgezahlt, sondern erhalten von dem Automaten ein Ticket. Dieses Ticket kann anschlie?end als neues Guthaben für ein weiteres Spiel genutzt werden. Alternativ k?nnen sich Spieler den Wert ihres Tickets auch an der Zentralkasse auszahlen lassen. Stefan B?rner sagt dazu:

?Auch das ist ein Trick. Man hat kein echtes Geld in der Hand, nur das Ticket. Da ist kein Bezug zum Geld da und man geht fahrl?ssig damit um.“

Diesen Vorwurf l?sst Merkur nicht auf sich sitzen und l?sst über seinen Unternehmenssprecher Mario Hoffmeister verlauten, dass das Ticketsystem einzig für schnelle Abl?ufe und einen besseren Kundenservice eingesetzt werden solle. Die Aussage Stefan B?rners sei zudem wenig schmeichelhaft den Spielg?sten gegenüber:

?Die Spielg?ste als willenlos oder schwach zu bezeichnen, grenzt schon an eine Ehrverletzung der vielen tausend Besucher.“

Neue Merkur Spielbank wird keine Dealer einstellen

Neben den Automatenspielen sollen in der neuen Spielbank von Halle auch elektronische Terminals für beliebte Tischspiele wie Blackjack oder Roulette aufgestellt werden. Diese funktionieren ohne echten Dealer und stattdessen mit reinen Softwareprogrammen. Auch hier sieht Stefan B?rner ein gro?es Gefahrenpotenzial, das von den Maschinen ausgeht:

?Bei Croupiers ist das Manipulations-Risiko geringer als bei Automaten. Und beim Automaten l?uft das Geld wegen schnellerer Spielrunden viel schneller durch.“

Die Spielbank schafft insgesamt 20 neue Arbeitspl?tze in der Stadt. Dabei lege man bei Merkur gro?en Wert darauf, dass alle Mitarbeiter speziell im Bereich Hilfe und Früherkennung bei Spielsucht ausgebildet und geschult werden, so das Unternehmen. Auf diese Weise sei auch ohne echte Dealer für eine Kontrolle gesorgt.

Merkur weist Vorwürfe von sich

über seinen Unternehmenssprecher Mario Hoffmeister verweist Merkur neben den bereits genannten Punkten auch auf das bewusst gew?hlte Unterhaltungskonzept der H?user, das auch G?ste bedienen soll, die nicht zum Spielen kommen. Dazu sagt er:

?Die Spielg?ste, die zu uns kommen, werden nicht mit fadenscheinigen Tricks angelockt und in der Spielbank gehalten. Die Spielbanken bieten neben den Spielangeboten ganz bewusst ein vielf?ltiges Unterhaltungs- sowie gastronomische Angebote, die die G?ste auch ohne Spielteilnahme nutzen k?nnen.“

Das Thema Spielerschutz und Spielsucht Bek?mpfung werde au?erdem sehr ernst genommen und man sei sehr um Spielsuchtpr?vention bemüht. So soll das neue Haus etwa die G4-Zertifizierung für Spielerschutz erhalten. Das gesamte Projekt mit seinen 85 Spielger?ten und neuartigen 3D Technologien wird Gauselmann voraussichtlich rund 4,5 Millionen Euro kosten.