Glücksspiel in Spanien: Ein Rückblick auf das Jahr 2020

Posted on: 30/12/2020, 02:57h. 

Last updated on: 08/01/2021, 01:21h.

Vor fast einem Jahr, am 7. Januar 2020, wurde Pedro Sánchez zum spanischen Ministerpr?sidenten gew?hlt. Seine Regierung brachte nicht nur einen politischen Wandel im Land, sondern auch viele ?nderungen für die Glücksspielbranche. Im Fokus standen dabei vor allem strikte Begrenzungen der Glücksspielwerbung.

Pedro Sánchez, Ministerpr?sident Spanien
Im Jahr 2020 gab es in Spanien nicht nur politische ?nderungen, sondern auch Neuerungen für das Glücksspiel. (Bild: Flickr/La Moncloa)

Auftakt zum Jahresanfang

Das Kabinett von Pedro Sánchez, das aus Mitgliedern der sozialistischen Partei PSOE und der linkspopulistischen Podemos besteht, bildet die erste Koalitionsregierung seit dem Jahr 1978 und dem übergang des Landes in die Demokratie. Schon in der Koalitionsvereinbarung kündigte die Regierung bedeutende ?nderungen für das Glücksspiel an.

Besonders rückte dabei die Neuregulierung der Werbung für das Online-Glücksspiel in den Fokus. So hie? es in der Koalitionsvereinbarung:

Wir werden eine Verordnung über die Werbung für Online-Glücksspiele und Online-Wetten verabschieden, die jener für Tabakerzeugnisse ?hneln wird.

Damit kündigte die Regierung ein nahezu vollst?ndiges Werbeverbot an. Mit der Zust?ndigkeit für die Durchsetzung der ?nderung wurde Verbraucherschutzminister Alberto Garzón beauftragt.

Wenige Wochen nach Ankündigung des geplanten Werbeverbotes wurde Minister Garzón scharf in den Medien kritisiert, weil die Einschr?nkungen nun doch weniger strikt ausfallen sollten als ursprünglich geplant. Statt die Ausstrahlung der Online-Glücksspielwerbung vollkommen zu verbieten, sah der Verbraucherschutzminister nun eine Ausnahme in der Zeit zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr nachts vor.

Ende Februar ver?ffentlichte die spanische Glücksspielbeh?rde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) den ersten Entwurf für die neuen Bestimmungen. Bevor es jedoch zur Verabschiedung der neuen gesetzlichen Regelungen kommen konnte, kam der Covid-19-bedingte Lockdown und mit ihm neue Bestimmungen.

Strenges Glücksspiel-Werbeverbot durch den Lockdown

Um die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie einzud?mmen, rief die spanische Regierung am 14. M?rz den Notstand aus und verh?ngte eine Ausgangssperre. Bis Anfang Juni blieben Spielhallen und Casinos geschlossen.

Mann am Fenster, Virus, Lockdown
Der Lockdown brachte in Spanien ein Glücksspiel-Werbeverbot mit sich. (Bild: Pixabay)

Darüber hinaus beschloss die spanische Regierung, die geplanten Werbebeschr?nkungen für das Online-Glücksspiel w?hrend des Alarmzustandes umzusetzen. Sie verh?ngte ein Werbeverbot für Online-Casinos und Online-Sportwetten, das für alle Medien galt. Einzige Ausnahme bildete die Zeit zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr morgens.

Ihre Entscheidung begründete die Regierung damit, dass eine ?Langeweile“ in der Ausgangssperre Spieler nicht zum überm??igen Spielen verleiten sollte. Es sei notwendig, so Vizepr?sident Pablo Iglesias, Menschen mit problematischem Spielverhalten w?hrend des Lockdowns besonders zu schützen.

Sch?rfer als erwartet: Die neuen Werberestriktionen

Mit dem Ende des Alarmzustandes endete zun?chst auch das vorübergehende Werbeverbot. Es sollte noch bis zum November dauern, bis es der Regierung gelang, die geplanten Werbebeschr?nkungen abschlie?end gesetzlich durchzusetzen.

Anfang November jedoch wurden die neuen Richtlinien zur Werbung für das Online-Glücksspiel abschlie?end verabschiedet – unter scharfer Kritik der Glücksspielbranche und des Sports.

Neben Werbeanzeigen in TV, Radio, Print und Internet ist in Spanien mit Ausnahme der Zeit zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr auch das Glücksspiel-Sponsoring verboten. Partnerschaften zwischen Fu?ballvereinen und Glücksspielanbietern sind damit nicht mehr erlaubt. Damit, so die Kritik, fielen den Sportvereinen wichtige Einnahmequellen weg, die angesichts der durch die Corona-Pandemie kritische wirtschaftliche Situation nur schwer zu ersetzen sein dürften.

Doch nicht nur die Werbebeschr?nkungen sorgten zum Jahresende dafür, dass die Glücksspielbranche mit Umsatzeinbu?en zu k?mpfen hatte. Angesichts einer zweiten Coronavirus-Welle riefen viele autonome Gemeinschaften des Landes erneut den Lockdown aus, sodass Spielhallen und Casinos erneut schlie?en mussten.

Anfang Dezember meldete der spanische Glücksspiel-Branchenverband Cejuego in der Folge, dass das Glücksspielsektor mit Einbu?en in H?he von 50 Prozent rechnen müsse. Eine Erholung sei, so die Prognose der Branche, auch nach einem m?glichen Ende der Corona-bedingten Krise, nur langsam zu erwarten.