Britische ?Anti-Glücksspiel-Abgeordnete“ in Wahrheit Lobbyisten?

Posted on: 24/01/2022, 03:05h. 

Last updated on: 24/01/2022, 03:05h.

Die parteiübergreifende Gruppe britischer Abgeordneter für Wetten und Glücksspiel (Betting and Gaming APPG) hat die Glücksspiel-Beh?rde UKGC kritisiert, zu streng zu sein. Dies gehe aus einem geleakten Bericht der Gruppe hervor, berichtete am Sonntag die Zeitung The Guardian [Seite auf Englisch].

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Britische Abgeordnete sollen der Glücksspiel-Aufsicht vorwerfen, zu harsch mit Anbietern umzugehen. (Bild: Maxpixel/CCO)

Die APPG, die sich der ?ffentlichkeit gegenüber für gew?hnlich ?Glücksspiel-kritisch“ pr?sentiert, soll den Umgang der UKGC mit Glücksspiel-Anbietern als zu harsch bezeichnet haben. Zu strikte Spielerschutz-Auflagen gef?hrdeten die ?weltweit beste Glücksspiel-Industrie“, so das Urteil der Parlamentarier.

Laut The Guardian sei der Bericht unter anderem von Abgeordneten verfasst worden, die jüngst aufgrund ihrer Verbindungen zur Glücksspiel-Branche in die Schlagzeilen geraten waren. Dazu geh?re der konservative Parlamentarier Scott Benton, der von Entain Tickets im Wert von knapp 7.500 GBP für die EM und Royal Ascot erhalten haben soll. Ebenso der konservative Abgeordnete Aaron Bell, der einst für Bet365 gearbeitet und von Entain, Flutter und Gamesys EM-Tickets entgegengenommen haben soll.

Die Abgeordneten sollen der Glücksspiel-Aufsicht dabei auch vorgeworfen haben, ihre Kompetenzen zu überschreiten, was das Bemühen anbelange, die Zahl der Problemspieler im Land zu verringern. ?

Die jüngsten Versch?rfungen der Auflagen für Glückspiel-Betreiber würden dem ?Mobbing“ gleichen, soll es weiter gehei?en haben. Es bedürfe daher dringend eines Einschreitens seitens der Regierung, um die UKGC zu ?zügeln“. ?

Spielerschützer und Glücksspiel-Aufsicht überrascht

Der Bericht komme laut The Guardian zu einem sensiblen Zeitpunkt und überrasche mit seinen Inhalten. So plane die Regierung, in wenigen Wochen ihre angedachte Glücksspiel-Reform zu pr?sentieren. Die UKGC sollte in deren Entwicklung ursprünglich eng mit einbezogen werden.

Bei Spielerschützern sto?e das Bekanntwerden der Inhalte des Berichts bitter auf. Matt Zarb-Cousin, der Leiter der Spielerschutz-Organisation Clean Up Gambling, kommentiert:

Es ist erstaunlich, dass der Industrie wohlgesinnte Abgeordnete inmitten der Glücksspiel-Revision solch einen wahnwitzigen Bericht ver?ffentlichen wollen, in welchem sie sich über die Regulierung beklagen. Das Wachstum des Online-Glücksspiels und die damit verbundenen Sch?den haben sich unter der Kontrolle der Glücksspiel-Aufsicht dramatisch beschleunigt. Wenn überhaupt, dann sollten die Anbieter der Regulierungsbeh?rde danken.?

Statt die Glücksspiel-Beh?rde zu bremsen, sollten die Parlamentarier diese st?rken, so Zarb-Cousin weiter. Die UKGC sollte ermutigt werden, weitere Regelungen und Auflagen festzulegen und im Fall von Regelverst??en angemessene Strafen auszusprechen.

Ein Sprecher der UKGC habe indes gegenüber The Guardian erkl?rt, dass die Beh?rde den Bericht im Detail prüfen müsse. Es sei normal, nicht jeden innerhalb der Glücksspiel-Branche zufriedenstellen zu k?nnen. Bislang h?tten sich die Verfasser des Berichts jedoch nicht pers?nlich bei der UKGC gemeldet.?

Die Beh?rde erwarte daher von den Parlamentariern, den Kontakt aufzunehmen, um die Kritikpunkte offen zu diskutieren. Auf Nachfragen des Guardian habe keiner der Abgeordneten bislang reagiert. Lediglich der Vorsitzende der APPG, der Labour-Politiker Conor McGinn, habe sich zu Wort gemeldet.

Er selbst habe an dem Bericht nicht mitgearbeitet und halte dessen Inhalte für unangebracht. Er habe daher letzte Woche bereits angekündigt, die Gruppe zu verlassen.