Achtung Schwarzmarkt – Britischer Glücksspiel-Verband warnt vor zu strikten Gesetzen

Posted on: 21/02/2022, 01:25h. 

Last updated on: 21/02/2022, 01:25h.

Der britische Glücksspiel-Verband Betting & Gaming Council (BGC) hat die Regierung erneut vor einer Versch?rfung der Glücksspiel-Gesetze gewarnt. Eine neue Studie habe gezeigt, dass eine zu strenge Gesetzgebung in direktem Zusammenhang mit einem Anstieg des Schwarzmarktes stehen k?nnte, so der Verband in seiner Pressemeldung [Seite auf Englisch] vom Freitag.

Black Market Mann im Anzug
Britischer Glücksspiel-Verband warnt vor potenziellem Schwarzmarkt-Wachstum (Bild: Pix4free/CC0)

Die im Auftrag des BGC von PricewaterhouseCoopers International durchgeführte Studie habe das legale Glücksspiel-Marktvolumen in verschiedenen europ?ischen Staaten verglichen. Das Ergebnis sei eindeutig: Je strikter der legale Sektor reguliert werde, desto gr??er sei der jeweilige Schwarzmarkt.

Am ausgepr?gtesten sei der illegale Glücksspielmarkt dabei in jenen L?ndern, in denen ein g?nzliches oder partielles Glücksspiel-Monopol vorliege. Schwarzmarkt-Spitzenreiter sei daher Norwegen. In dem skandinavischen Land ist es allein den staatlichen Lotterie- und Sportwetten-Anbietern Norsk Tipping und Norsk Rikstoto erlaubt, Glücksspiel zu betreiben.

Das halte Spieler jedoch nicht davon ab, auf ausl?ndischen Online-Glücksspiel-Plattformen zu spielen. Diese verbuchten laut der Studie mittlerweile 66 % aller Spieleins?tze im Land.

Auch in den skandinavischen L?ndern D?nemark und Schweden sei ein Anstieg des Schwarzmarkts beobachtet worden, obwohl in beiden Staaten ein Multi-Lizenz-System vorliegt. Grund für die Abwanderung vieler Spieler auf den nicht lizenzierten Markt seien hier insbesondere die in den letzten zwei Jahren eingeführten Restriktionen bezüglich der Spielereins?tze und Bonusangebote. Die d?nische Steuerbeh?rde habe gewarnt, dass der Schwarzmarkt zuletzt um 9 % zugenommen haben k?nnte.

Der schwedische Glücksspiel-Verband BOS warnt indes, dass die Kanalisierung der Spieler auf den legalen Markt stetig falle. Lizenzierte Anbieter k?nnten mittlerweile weniger als 70 % des Marktvolumens ausmachen. Das Ziel der Regierung seien dabei mindestens 90 % gewesen.

In Frankreich zeige sich ein ?hnlich dramatisches Bild. Das Monopol im Bereich Online-Casino habe dafür gesorgt, dass der Schwarzmarkt einen Marktanteil von 57 % erreicht habe.

Die Auswirkungen von Glückspiel-Werbeverboten

Andere L?nder zeigten hingegen, wie dramatisch sich vereinzelte Totalverbote auf das Spielverhalten der Glücksspieler auswirken k?nnten. Insbesondere ein Verbot jedweder Glücksspiel-Werbung k?nne verheerende Auswirkungen haben, so der BGC. Das werde insbesondere am Beispiel Italien und Spanien deutlich.

In Italien beispielsweise gilt sein 2019 ein komplettes Glücksspiel-Werbeverbot. Laut der Studie sei der Schwarzmarkt in Folge auf 23 % des Marktvolumens angewachsen. Einer ?lteren Studie zufolge, auf welche sich im September 2021 der europ?ische Glücksspiel-Verband EGBA berufen hatte, lag in Italien zuvor eine Kanalisierungsrate von 95 % vor.

Auch in Spanien gelte seit 2020 ein fast vollst?ndiges Verbot von Glücksspiel-Werbung. Spieler wüssten nun nicht mehr, welche Anbieter legal oder illegal seien, so der BGC. Mittlerweile sei der Schwarzmarkt dadurch auf 20 % angewachsen.

Deutliche Warnzeichen für Gro?britannien

Der Blick auf die europ?ischen Nachbarn sollte daher ein klares Warnsignal für die britische Regierung sein, so BGC-Chef Michael Dugher. Bereits jetzt zeichne sich in Gro?britannien ein gef?hrlicher Trend ab. So sei die Anzahl der Glücksspieler, die auf nicht lizenzierten Webseiten spielten, in den letzten zwei Jahren von 220.000 auf 460.000 angestiegen.

So generiere der Schwarzmarkt auch in Gro?britannien bereits j?hrlich Milliarden-Ums?tze. Um den Trend umzukehren, bedürfe es einer vorsichtigen und evidenzbasierten Herangehensweise.

Die Studie zeigt die Gefahren des Schwarzmarktes deutlich. Wir müssen aus der Situation im Ausland unsere Lehren ziehen und an diesem gef?hrlichen Scheideweg die richtige Entscheidung treffen. Jedwede Abwanderung auf den unsicheren Schwarzmarkt würde auch die 350 Mio. GBP gef?hrden, die unsere Mitglieder aktuell über Sponsoring im Pferderennsport, Medienrechte und Glücksspiel-Steuern abgeben.

Der legale Glücksspiel-Sektor besch?ftige derzeit au?erdem rund 120.000 Menschen und generiere Steuereinnahmen in H?he von 4,5 Mrd. GBP pro Jahr. Dugher appelliert daher an die Gesetzgeber, all diese Faktoren im Blick zu behalten. Grunds?tzlich befürworte der BGC die geplante Glücksspiel-Reform. Falsch umgesetzt k?nne diese jedoch mehr Schaden als Nutzen bringen.