Glücksspiel in Italien: Die Sorgen der Casinos Sanremo und Campione

Posted on: 14/01/2022, 10:48h. 

Last updated on: 14/01/2022, 10:48h.

Der Start ins Jahr 2022 ist für zwei der vier Casinos in Italien nicht wie erhofft verlaufen. Das Casinò di Sanremo beklage einen deutlichen Rückgang der Einnahmen und Besucherzahlen seit Jahresbeginn, berichtete gestern die Zeitung Sanremo News [Seite auf Italienisch]. Das Casinò di Campione hingegen musste zum einen seine Wiederer?ffnung verschieben. Zum anderen finde das Casino nach Informationen der Zeitung Il Giorno keine P?chter für seine vielen noch leerstehenden Shops.

Casinò di Sanremo
Das Casinò di Sanremo vermeldet zu Jahresbeginn deutlich gesunkene Spieleinnahmen (Bild: Flickr/AlyssaBlack/CC BY-SA 2.0)

Ebenso wie in den meisten anderen L?ndern hat die Corona-Krise den landbasierten Glücksspiel-Sektor Italiens stark gebeutelt. 2021 konnte das Casinò di Sanremo in der gleichnamigen norditalienischen Küstenstadt immerhin sieben Monate lang G?ste empfangen.

Italien beherbergt sowohl das ?lteste Casino der Welt als auch das gr??te Casino Europas. Das weltweit ?lteste Casino ist das Casinò di Venezia (Venedig), welches bereits 1638 er?ffnet wurde. Die Casinos?le erstrecken sich heute über drei Etagen und bieten zahlreiche Tische für Roulette, Blackjack, Punto Banco und Poker sowie mehr als 600 Spielautomaten.

Das Casinò di Campione in der gleichnamigen italienischen Exklave in der Schweiz hingegen wurde w?hrend des ersten Weltkriegs er?ffnet. Das Casino sollte damals dazu dienen, Spionen die verdeckte Arbeit zu erm?glichen. 2018 meldete das Casino jedoch Insolvenz an. Nach langem Ringen sollte es schlie?lich am 1. Januar 2021 zur Wiederer?ffnung kommen. Diese wurde Corona-bedingt auf den 21. Januar verschoben.

Anfand des Jahres berichteten die Betreiber, im letzten Jahr Einnahmen von insgesamt 22 Mio. Euro verbucht zu haben. Damit sei ein wichtiges Ziel erreicht und ein Teil der Verluste durch die monatelange Schlie?ung wieder ausgeglichen worden.

Doch bereits jetzt scheint die Zuversicht wieder zu verblassen. Gestern trafen sich die für das Casino zust?ndige Gewerkschaft Fisascat Cisl und die Gesch?ftsleitung anl?sslich der n?heren Zukunftsplanung. Die Gewerkschaft sei anl?sslich der jüngsten Gesch?ftszahlen ?in gro?er Sorge“.

Stark gesunkene Spieleinnahmen

In den ersten zehn Tagen dieses Jahres habe das traditionelle Casinospiel lediglich 57.918 Euro Einnahmen eingebracht. Im Vergleichszeitraum 2020 seien es 251.077 Euro gewesen. Eine für das Casino ?experimentelle“ Form des franz?sischen Roulette, mit dem Titel ?Fair Roulette“, habe dem Casino hingegen 16.365 Euro Verlust bereitet.

Sollte sich dieser Trend fortsetzen, k?nnte das Casino in ersthafte Schwierigkeiten geraten, warnen die Gewerkschafter. Das würde sich dann auch negativ auf die Stadt Sanremo auswirken.

Die Stadtverwaltung wird ihre Erwartungen in diesem Jahr herunterschrauben müssen und das Casinò di Sanremo l?uft Gefahr, in ein massives finanzielles Ungleichgewicht zu fallen. […] Das Casino hat keinen mittelfristigen Strategieplan, um die Arbeitspl?tze zu erhalten.

Die Gewerkschaft sei bemüht, eine L?sung zu finden und hoffe auf ein zeitnahes Krisentreffen mit dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung von Sanremo.

Campione findet keine P?chter für Luxus-Shops

Das Casinò di Campione hingegen steht kurz davor, nach vier Jahren erstmals wieder seine Pforten für Besucher zu ?ffnen. Die nochmalige coronabedingte Aufschiebung der Wiederer?ffnung scheint aktuell jedoch nicht die einzige Sorge des Casinos zu sein.

Wie die Zeitung Il Giorno am Mittwoch berichtete, finde das Casino keine P?chter für seine vielen Shops. Gesucht würden insbesondere Verk?ufer von Schmuck, Markenkleidung, hochwertiger Kosmetik und Parfums, Kunst, Wein und Luxusartikel. Nicht erwünscht hingegen seien Telefon-Shops, Billigwaren-Verk?ufer, Wettbüros, Sex-Shops und Massage-Einrichtungen, betont das Casino.

Insgesamt 3.000 Quadratmeter Gesch?ftsfl?che stünden nun frei. Es habe einige Interessensbekundungen, aber keine konkreten Angebote gegeben. Die potenziellen P?chter müssten zus?tzlich zur Pacht eine Gebühr von 600.000 Euro zahlen und erhielten dafür eine Konzession für zw?lf Jahre. Warum unter diesen Konditionen niemand ernsthaftes Interesse zeige, sorge bei den Casino-Betreibern für Verwunderung.