Steuerhinterziehung grassiert in der Glücksspieloase Malta

Posted on: 25/10/2019, 12:57h. 

Last updated on: 07/07/2021, 04:43h.

Die als Steueroase für Glückspielunternehmen geltende Mittelmeerinsel Malta hat mit zunehmender Steuerkriminalit?t zu k?mpfen. Laut einem aktuellen Bericht der Europ?ischen Kommission habe der maltesische Fiskus in den Jahren 2004 bis 2016 durchschnittlich ca. 2.3 % des Bruttoinlandsproduktes an Steuersünder verloren.

Ein Hafen auf der Insel Malta
Malta bot zu lange einen sicheren Hafen für Steuerkriminalit?t. (Quelle: Pixabay)

Eine auff?llig hohe Zahl, lag der europ?ische Verlustdurchschnitt doch nur bei 0,46 %.

Allein im Jahre 2016 sollen Malta insgesamt 230 Millionen Euro durch Steuerbetrug entgangen sein. Die h?chsten Steuerverluste h?tten die Finanzbeh?rden durch ausbleibende Einkommenssteuerabgaben (180 Millionen Euro) und Kapitalertragssteuerabgaben (50 Millionen Euro) erlitten.

Das hohe Defizit katapultiert Malta an die Spitze der europ?ischen Steuerverlierer, gefolgt von EU-Staaten wie Zypern und Portugal, die ebenfalls unter massiver Steuerhinterziehung leiden.

Wirtschaftsexperten machen vor allem das l?chrige Steuerrecht, die organisierte Kriminalit?t und eine wachsende ?Schattenwirtschaft“ für die Steuerausf?lle in Malta verantwortlich.

In Malta ans?ssige Glücksspielunternehmen im Fadenkreuz der Justiz
Wie bereits Anfang des Monats berichtet, geht die Justiz immer intensiver gegen vermeintliche Steuerpreller aus der maltesischen Glücksspielindustrie vor. Unlizenzierte italienische Buchmacher mit Sitz in Malta sollen die Steuerbeh?rden in den letzten Jahren um bis zu 4 Milliarden Euro betrogen haben.

Laut Angaben italienischer Ermittlungsbeh?rden sei auch ein ?sterreichischer Buchmacher Teil der anhaltenden Untersuchungen. International operierende Wettbanden sollen maltesische Online-Glücksspielfirmen vor allem zur Geldw?sche nutzen.

Das hohe Risiko der Wirtschaftskriminalit?t in Malta

Nach Meinung der Experten des Wirtschaftsportals JD Supra (Link auf Englisch) bestehe in Malta ein besonders hohes Risiko für Wirtschaftskriminalit?t. Verantwortlich dafür seien insbesondere die m?chtigen Online-Glückspiel– und Finanz-Sektoren, die sich auf der Insel angesiedelt h?tten.

Sie unterstützten zwar Maltas stabile Wirtschaft, würden jedoch auch durch regulatorische Rahmenbedingungen und niedrige Steuers?tze begünstigt. W?hrend der europ?ische Unternehmenssteuersatz im Durschnitt bei 22 % liegt, k?nnen Firmen in Malta von Unternehmenssteuers?tzen von bis zu 5 % profitieren.

überdies wird die Kryptow?hrungsbranche in Malta hofiert. W?hrend viele andere Staaten noch immer darüber diskutieren, wie die digitalen W?hrungen reguliert werden k?nnten, hat Malta bereits die Initiative ergriffen.

In einem am Dienstag bei JD Supra erschienen Bericht ?u?erte sich diesbezüglich Global Risk Analytikerin Yasemin Zeisl:

?(…) Malta hat als erstes europ?isches Land gesetzliche Vorschriften erlassen, um den Zustrom von Kryptow?hrungen einzuleiten. Binance, gemessen am Handelsvolumen die gr??te Kryptow?hrungsb?rse der Welt, beschloss im Jahr 2018, den Hauptsitz von Hongkong nach Malta zu verlegen. Dies erkl?rt, warum ein Gro?teil der Wirtschaft Maltas von seinem hohen Anteil an Auslandsinvestitionen getrieben wird. Ungef?hr 45% der Finanzguthaben in Malta befinden sich nicht dauerhaft dort (…).“

Kommen Steuersünder zu leicht ins Land?

Dass innovative Regulierung mitunter schwarze Schafe anziehen kann, ist nicht ungew?hnlich. Jedoch bem?ngeln Kritiker schon seit l?ngerem, dass Maltas ?Malta Residency and Visa Programme” und das ?Individual Investor Programme” ein Einfallstor für Steuersünder b?ten.

Die Programme erlauben ausl?ndischen Investoren den Erwerb einer dauerhaften Aufenthaltsberechtigung oder gar der maltesischen Staatsbürgerschaft. Hierzu müssen sie der Regierung zwischen 140.000 und 800.000 Euro zahlen und vor Ort Immobilien erwerben oder anmieten.

Bevorteilt werden durch das Programm vor allem wohlhabende Einzelpersonen und Unternehmen, die von Steuererleichterungen profitieren k?nnen.

Status quo verhindert Besserung

Obgleich maltesische Beh?rden mit der Annahme der Anti-Steuerhinterziehungsrichtlinien der EU im Frühjahr 2019 einige Schritte gegen die grassierende Steuerhinterziehung unternommen haben, scheint sich das Land in einem Dilemma zu befinden.

Sollte Malta nicht noch h?rter gegen Steuersünder vorgehen, entgingen dem Staat wom?glich auch in der Zukunft Hunderte Millionen Euro an Steuergeldern. Verprellt die Insel jedoch ihre Investoren durch h?here Steuern und vermehrten Verfolgungseifer, k?nnte dies massive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Kleinstaates haben.

Die Zukunft wird zeigen, ob die maltesische Politik diesen Konflikt aufl?sen k?nnen wird.