4.500 Jobs in Gefahr: Buchmacher William Hill will 700 Wettbüros schlie?en

Posted on: 05/07/2019, 02:36h. 

Last updated on: 05/07/2019, 03:21h.

Der britische Buchmacher William Hill ver?ffentlichte am Donnerstag Pl?ne, nach denen knapp ein Drittel seiner insgesamt 2.300 Wettbüros das Aus droht. Hintergrund seien signifikante Gewinneinbu?en aufgrund der Einführung neuer Einsatzlimits an den FOBT-Wettautomaten durch die Regierung im April 2019. Sollten wie angekündigt 700 Annahmestellen schlie?en, k?nnten rund 4.500 Arbeitspl?tze in Gefahr sein.

William Hill Wettbüro Front
Bald schon Vergangenheit? William Hill Wettbüro in Gro?britannien (Quelle:Biliie McCrorie, licensed under CC BY-SA 2.0)

Der Kampf um die Einsatzlimits

 

Bereits im Vorfeld der Senkung der Einsatzlimits der fixed odds betting terminals (FOBT) hatten britische Buchmacher Alarm geschlagen. Sollte die Regierung ihren Plan umsetzen, den maximalen Einsatz pro Spiel drastisch zu senken, werde dies verheerende Konsequenzen haben, so Industrievertreter.

In seinem im M?rz ver?ffentlichten Jahresbericht hatte Buchmacher William Hill die Schlie?ung von 900 seiner Wettbüros in Aussicht gestellt, für den Fall, dass die Limits an FOBT begrenzt würden.

Die Analysten des Konzerns hatten errechnet, dass die Einführung der neuen Obergrenze das Unternehmen in den folgenden Jahren 883 Millionen Pfund Sterling kosten werde. 38 Prozent aller William Hill Shops sollte das Abrutschen in die Unrentabilit?t drohen.

Internen Quellen zufolge soll ein gro?er Teil der Wettbüros des Konzerns mehr als 50 Prozent seiner Ums?tze mit den Wettterminals generiert haben.

Die politischen Verantwortlichen zeigten sich wenig beeindruckt von den Warnungen der Industrie. Am 1. April traten die neuen Regeln in Kraft. Sie beschr?nken den bisherigen Maximaleinsatz an FOBT von vormals 100 auf zwei Pfund Sterling.

 

Das Aus für 25 Prozent aller britischen Wettbüros?

 

Mit der Ankündigung des Abbaus von bis zu 4.500 Arbeitspl?tzen durch die Schlie?ung von 700 seiner Wettbüros scheint Buchmacher William Hill nun die letzten Register im Kampf gegen die neuen Regularien?zu ziehen. Welche Standorte betroffen sein sollen, ist bislang nicht bekannt.

Auch Ladbrokes-Betreiber GVC hatte bereits den Abbau von rund 5.000 Stellen in 900 Wettbüros in Aussicht gestellt. Buchmacher Betfred prognostizierte die Schlie?ung von 500 seiner Shops, betroffen w?ren hiervon 2.500 Arbeitnehmer.

Sollten alle drei gro?en britischen Buchmacher ihre Ankündigungen wahrmachen, w?re rund ein Viertel aller Wettbüros Gro?britanniens von den Massenschlie?ungen betroffen.

 

Online-Glücksspiel auf dem Vormarsch

 

Tracey Crouch, ehemalige Sportministerin?(Seite auf Englisch) und ma?geblich mitverantwortlich für die Einführung der neuen Einsatzlimits, warnt davor, der Argumentation der Buchmacher zu folgen und allein die Politik für den massiven Stellenabbau verantwortlich zu machen.

In Wahrheit sei der wirtschaftliche Zenit der Wettbüros bereits seit einiger Zeit überschritten:

W?hrend es mir leid tut, von den Arbeitsplatzverlusten zu h?ren, ist die Wahrheit doch, dass es aufgrund der Profitabilit?t der FOBT eine riesige überinflation von Buchmachern auf unseren Hauptstra?en gab.

Die Einsatzlimits sollten nicht allein für die Schlie?ungen verantwortlich gemacht werden – das w?re zu simpel. Innerhalb der Industrie gibt es bereits seit einiger Zeit Zusammenlegungen und eine Bewegung der Buchmacher hin zum kostengünstigeren Online-Glücksspiel. Massenschlie?ungen wurden bereits vom industriegestützten KPMG-Report prognostiziert, auch ohne Senkung der Einsatzlimits.

Tats?chlich zeigen Statistiken, dass die Einnahmen der Anbieter durch Wetten auf Rennbahnen und in Wettbüros von 3,3 Milliarden Pfund Sterling im Jahr 2015 auf 3,2 Milliarden 2018 gefallen sind.

Im selben Zeitraum machten die Online-Ums?tze einen Sprung von 4,2 Milliarden auf 5,6 Milliarden Pfund Sterling.

 

Umschulung zum Suchtberater?

 

Tom Blenkinsop
Gewerkschafter Blenkinsop im Jahr 2010 (Quelle:Wikipedia, licensed under CC BY-SA 3.0)

Auch Spielerschützer Adam Bradford, Gründer der Safer Online Gambling Group, h?lt die angekündigten Schlie?ungen in Anbetracht der massiven Gewinnrückg?nge der Wettbüros für unumg?nglich. Sein Vorschlag: William Hill solle die betroffenen Mitarbeiter zu Suchtberatern umschulen und in den verbliebenen Wettbüros einsetzen.

Für die vom Stellenabbau betroffenen Angestellten dürfte die Frage, wer oder was schlussendlich den Ausschlag für die angekündigte Schlie?ungswelle gegeben hat, nachrangig sein.

Tom Blenkinsop, Betriebsleiter der Gewerkschaft für Wettbüroangestellte, erkl?rte britischen Medien gegenüber, dass die Ankündigung William Hills für tausende Mitarbeiter niederschmetternd gewesen sei.

Er sieht sowohl Buchmacher als auch Politik in der Verantwortung, den Betroffenen mit Unterstützung und tragf?higen L?sungen zur Seite zu stehen.

Die Angestellten verdienten es nicht, zu Opfern der Ver?nderungen innerhalb der Glücksspielindustrie zu werden. Dabei sei es unerheblich, ob die Ausrichtung der politischen Rahmenbedingungen oder die Hinwendung zum Online-Gesch?ft für den Stellenabbau verantwortlich seien.

Sicher ist, dass sich der britische Glücksspielmarkt in einer Phase des Umbruchs befindet. Bei der Frage, wie sich diese gestalten l?sst, sind alle Akteure gefragt.